Hormone und deren Auswirkung auf Schwangerschaft, Menopause und Sexualität

leben-mit-lupus Redaktion 6. März 2023

Der systemische Lupus erythematosus ist eine der häufigsten systemischen Autoimmunerkrankungen. Das Risiko, an SLE zu erkranken, ist jedoch unterschiedlich. Es ist einerseits abhängig von der Ethnizität: so haben zB Afro-Amerikanerinnen und Asiatinnen ein höheres Risiko an SLE zu erkranken und meist auch einen schwereren Verlauf.

Es ist aber auch abhängig vom Geschlecht, in Zusammenspiel mit dem Alter. Meist erkranken Frauen in der 2.–4. Lebensdekade, wobei sich ein Verhältnis Frau:Mann von 9-10:1 zeigt. Aber in 10-20% der Fälle kommt es schon im Kindes- und Jugendalter zu einem Ausbruch der Erkrankung (= juveniler SLE), wobei die Geschlechterverteilung lang nicht so ungleich ist (ca 3:1 Mädchen:Buben).

Wie wirken Sexualhormone auf das Immunsystem prinzipiell?

Östrogene (führendes weibliches Hormon in der 1. Zyklushälfte; ansteigend in der Schwangerschaft) fördern Autoimmunität eher, während Gestagene (z.B. Progesteron, führendes weibliches Sexualhormon in der 2. Zyklushälfte; ansteigend in der Schwangerschaft) und Testosteron (männliches Sexualhormon) eine Autoimmunität eher hemmen.

Allerdings muss man zwischen den Effekten von Hormonen auf die Antikörper und die Zellen des Immunsystems unterscheiden. Hier ist so, dass Östrogene die Bildung von Autoantikörpern zwar stimulieren, dafür aber eher eine anti-entzündliche Wirkung auf die Immunzellen haben.

Auch Prolactin, das Hormon, das die Milchproduktion anstößt, führt zu einer erhöhten Auto-reaktivität des Immunsystems, und der Prolactinspiegel ist bei SLE Patientinnen erhöht, oft auch in Abhängigkeit mit der Krankheitsaktivität.

Können SLE Patientinnen die Anti-Baby-Pille nehmen?

Es gibt mehrere Möglichkeiten der Verhütung bei SLE-Patientinnen, die Wahl der richtigen Kontrazeption ist vor allem abhängig von der Krankheitsaktivität des SLE und eines positiven oder negativen Resultates für Antiphospholipid Antikörper inkl Lupusantikoagulans (APL) +/- einer Thrombose in der Vorgeschichte. (Siehe Tabelle 1) Prinzipiell wird von Östrogenpflastern wegen der erhöhten Gefahr von Schüben oder einer Thrombose abgeraten. Außerdem sollte man bei der 12-Wochen-Depotspritze (Gestagen) das erhöhte Osteoporose Risiko bedenken, und zB bei zusätzlicher Faktoren, die eine Osteoporose fördern, wie z.B. längerer Cortisontherapie, davon Abstand nehmen!

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Was für einen Einfluß hat die Menopause (Wechseljahre) auf den SLE-Krankheitsverlauf?

Auch bei SLE-Patientinnen spielen die Symptome und Erkrankungen rundum die Wechseljahre eine Rolle, wie das erhöhte Vorkommen von Herz-Kreislauferkrankungen oder Osteoporose. Insofern profitieren auch sie von einer Hormonersatztherapie. Jedoch muss so wie bei der hormonellen Therapie vor den Wechseljahren aufgrund der erhöhten Gefahr eines SLE-Schubes oder Thrombose das genaue Nutzen/Risiko Verhältnis abgewogen werden. Hier wurde in mehreren Studien mit Patientinnen OHNE Antiphospholipid antikörpern und mit NIEDRIGER Aktivität eine Hormonersatztherapie als sicher und für perimenopausale Beschweren hilfreich beschrieben.

Take Home Messages:

  • SLE betrifft deutlich mehr Frauen als Männer

  • Ein Einfluß von Sexualhormonen auf die Entwicklung und Verlauf von SLE ist bekannt

  • Bei NICHT aktiven, SLE-Patientinnen mit NEGATIVEN Antiphospholipidantikörpern ist eine Hormontherapie (Antibabypille, Hormonersatztherapie bei Menopause) üblicherweise ohne Probleme möglich

Verwendete Quellen

Artikel geschrieben von Prof. Ruth Fritsch-Stork, Februar 2023

Über die Autorin

Prof. Ruth Fritsch-Stork

Univ. Prof. für Rheumatologie an der Sigmund Freud Privatuniversität

Rheumatologin und ärztliche Leiterin in Mein Gesundheitszentrum Mariahilf

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