Fatigue – warum du dich ständig müde fühlst

Der Einfluss des SLE auf das tägliche Leben ist mannigfaltig. So ist z. B. auch Fatigue ein seh häufiger Wegbegleiter von SLE-Patient:innen.

leben-mit-lupus Redaktion 6. März 2023

Der systemische Lupus erythematosus ist „die“ Autoimmun-Systemerkrankung. Das Wort „systemisch“ birgt in sich, dass diese Erkrankung das ganze System Mensch, also jedes Organ betreffen kann. In den meisten Fällen sind dies vor allem die Haut oder der Muskel/Gelenksapparat. Aber auch innere Organe wie Niere, Herz, Lunge und auch manchmal Gehirn sind betroffen. Darum erhebt der / die Rheumatolog:in bei der regelmäßigen Visite auch die verschiedenen Organfunktionen, einerseits durch Hilfe von Fragen, andererseits mit der Bestimmung von typischen Blutwerten.

Und doch ist das nicht alles. Denn ein großer Anteil des SLE ist nicht wirklich mit dem Labor oder einer Bildgebung messbar. Der Einfluss des SLE auf das tägliche Leben ist mannigfaltig und geht über eine möglicherweise ernste Organbeteiligung weit hinaus.

So sind chronischer Schmerz, Depression, Fibromyalgie und auch Fatigue sehr häufige Wegbegleiter von SLE-Patient:innen.

Erst kürzlich wurde in einer deutsch-französischen Studie das Vorkommen dieser Symptome in einer Kohorte von 352 meist weiblichen SLE-Patient:innen untersucht.

In dieser Kohorte gaben 73% der meist weiblichen Patient:innen an, an Fatigue zu leiden, in 41% selbst an schwerer Fatigue.1

Was ist „Fatigue“?

Fatigue ist eine abnormale, exzessive Müdigkeit, die nicht mit vorhergehender Belastung/Aktivität erklärbar ist und sich durch Schlaf nur gering bessert.

Fatigue ist kein Alleinstellungsmerkmal für den SLE, auch Patient:innen mit Tumorerkrankungen und anderen Autoimmunerkrankungen können daran leiden, in letzter Zeit wurde fatigue auch als Symptom von Covid und LongCovid beobachtet.

Die Ursache der Fatigue ist vielschichtig. Einerseits verbraucht ein stets (hyper)aktives Immunsystem Energie, was sich in Müdigkeit äußert. Demzufolge kann die Fatigue durch eine erhöhte Erkrankungsaktivität mit-verursacht werden, jedoch ist dies sicher nicht der einzige Faktor. Medizinisch gibt es aber auch Begleit- Erkrankungen des SLE, die hierzu beitragen können. Hierbei ist ein Mangel an Eisen (der zu Blutarmut führt) oder Vitamin D besonders zu beachten. Eine kürzlich erschienene Dissertation aus Deutschland beschrieb in einer Gruppe von 332 Patient:innen einen Zusammenhang zwischen Fatigue und SLE- Krankheitsaktivität, psychischem und körperlichem Wohlbefinden, Schmerzen sowie Einnahme von Schmerzmitteln, Schlafstörungen und auch reduzierter körperlicher Aktivität. Bei über 2/3 der Patient:innen wurde eine behandelbare körperliche Ursache für Fatigue gefunden wie Fettleibigkeit, Schilddrüsenunterfunktion, Blutarmut und/oder Vitamin D-Mangel.

Wichtig ist jedoch, dass auch die Interaktion mit der Psyche anerkannt wird. In der genannten Dissertation konnte auch gezeigt werden, dass bei 35% der SLE-Patient:innen mit Fatigue Zeichen für Depressivität vorliegen.

Was tun bei Fatigue?

Sicherlich ist eine niedrige Krankheitsaktivität des SLE ein wichtiger Faktor, und die konsequente Einnahme der hierfür individuell notwendigen Medikamente ist unabdingbar. Jedoch ist dies in vielen Fällen nicht genug.

Weiters sollten auch jegliche Mangelzustände (zB Eisen, Schilddrüsenhormone) behoben werden. Bei Vit D sind die Daten nicht ganz so eindeutig, aber SLE-Patient:innen sollten auch aus Gründen der Osteoporose-vorsorge einen ausreichenden Vitamin D Spiegel anstreben. Ein weiterer Faktor ist die auch sonst wichtige „gesunde Lebensweise“ mit gesunder Ernährung, dem Erhalten eines Normalgewichtes und ausreichend Bewegung. Der positive Effekt von körperlicher Aktivität, vor allem Ausdauertraining, aber auch Krafttraining, und das Erreichen eines normalen body mass index (BMI) auf Fatigue konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden.

Was jedoch nicht vergessen werden sollte, ist eine wichtige Optimierung der psychosozialen Situation, wobei die Breite der Maßnahmen von Entspannungstechniken, kognitiver Verhaltenstherapie, Psychopädagogik bis zu Psychotherapie gehen kann. Die Bekämpfung von Depression und Angst sowie eine Stärkung der Fähigkeit zum Selbstmanagement stellen wichtige Säulen in der Therapie der Fatigue dar.

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Take Home Messages:

  • Lupus ist eine Systemerkrankung, und kann alle Lebensbereiche beeinflussen

  • Fatigue ist eine abnormale, exzessive Müdigkeit, die nicht mit vorhergehender Belastung/Aktivität erklärbar ist

  • Fatigue ist nicht nur durch die SLE-Krankheitsaktivität in den Organen erklärbar

  • Die Behandlung von SLE sollte sowohl die Bekämpfung von Krankheitsaktivität der Organe als auch die Verbesserung von psychosozialen Faktoren, die Einfluss auf Fatigue haben, beinhalten.

Verwendete Quellen

  1. Mertz P, Piga M, Chessa E, Amoura Z, Voll RE, Schwarting A, et al. Fatigue is independently associated with disease activity assessed using the Physician Global Assessment but not the SLEDAI in patients with systemic lupus erythematosus. RMD Open. 2022;8(2).

  2. Christina Düsing: Fatigue bei Patienten mit systemischen Lupus erythematodes - Entwicklung einer Ursachendifferenzierung; Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universitat Düsseldorf; 2021

Artikel geschrieben von Prof. Ruth Fritsch-Stork, Februar 2023

Über die Autorin

Prof. Ruth Fritsch-Stork

Univ. Prof. für Rheumatologie an der Sigmund Freud Privatuniversität

Rheumatologin und ärztliche Leiterin in Mein Gesundheitszentrum Mariahilf

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